„Zwischen Lüge und Zorn – Die Kluft zwischen Propaganda und Realität.“

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Herr Wittenburg zu Gast am „Kronwerk“ – Eine Veranstaltung der Fachschaft Geschichte für den Q2-Jahrgang

 

Das „Kronwerk“ hatte Glück, einen „Gewinn“ bei der Landeszentrale für Politische Bildung!  - Das waren ein Besuch und ein mit Fotos unterlegter Vortrag von Siegfried Wittenburg, Zeitzeuge der Wende und des Alltagslebens in der DDR davor. Der Titel seines Vortrages: „Zwischen Lüge und Zorn – Die Kluft zwischen Propaganda und Realität.“ Herr Wittenburg referierte vor dem Q2-Jahrgang und fand in diesem eine aufmerksame Zuhörerschaft. Los ging es mit einer Selbstvorstellung: In Warnemünde geboren durchlebte Herr Wittenburg, umsorgt von seinen Eltern, eine relativ unkomplizierte Kindheit, wurde dann Funkmechaniker und arbeitete auf der Werft. Ende der 70er Jahre kaufte er sich eine Kamera, ging fortan mit dieser durch sein DDR-Leben und fotografierte so ziemlich alles, was ihm im Alltagsbereich vor die Kamera kam. Und das waren nicht die Vorzeige-Hochglanzfotos von zufriedenen und glücklich dreinschauenden DDR-Bürgerinnen und – Bürgern, die sich über ein komfortables Leben in einer modernen Siedlung freuten, die sich froh wähnten, alles zum Leben Notwendige und darüber hinaus zur Verfügung zu haben. Es waren Fotos (alle schwarz-weiß) der Realität: 

Schlange stehen vor einem Geschäft, weil endlich mal wieder ein Produkt zu haben war, auf das man schon so lange wartete, ein die Menschenschlange überspannendes Schild („Je stärker der Sozialismus, desto sicherer der Frieden“), das alle ignorierten bzw. überhaupt nicht mehr wahrnahmen.

Alltagsleben in der Plattenbausiedlung, in der sich Wohnblock an Wohnblock reihte, in der auch junge Familien mit Kindern lebten, für deren Bedürfnisse aber nicht gesorgt wurde: Unbefestigte, matschige Wege, wo Kinder spielten oder eine junge Mutter mühsam den Kinderwagen schob.

Stadtansichten mit alter und maroder Bausubstanz mit einem so hohen Grad an Zerstörung, dass der oder die Betrachtende denkt: „Aufnahme von 1947“ – doch weit gefehlt: Aufnahme von 1987.

Besonders spannend wurde der Vortrag, wenn Herr Wittenburg den Bogen zu seinem eigenen Leben spannte, wie auch seine Bilder zensiert wurden und auch er in die Linie der Stasi geriet, weil die von ihm so unverblümt abfotografierte Wirklichkeit nicht zu dem von der SED propagierten Idealbild des real existierenden Sozialismus passte, wie auch ihm nach der Wende die Augen geöffnet wurden bei einem Blick in seine durchaus umfangreiche Stasiakte, musste er doch dort erfahren, wer aus seinem nahen Umfeld ihn bespitzelt hatte.

Die 90 Minuten vergingen wie im Flug, öffneten uns die Augen für das Alltagsleben in der DDR und den sich dort immer stärker formierenden Widerstand, aber auch dafür, dass in der Welt von heute mit ihren schier überquellenden Informationsmöglichkeiten so manche Falschmeldung zu verzeichnen ist, die sogar gezielt abgesetzt wurde, nur um Verwirrung und Unsicherheit zu schaffen. Der Vortrag endete mit einem Appell an die heranwachsende Generation, sich für den Erhalt der Demokratie und wennmöglich für deren Verbesserung einzusetzen. – Diese 90 Minuten waren wirklich ein Gewinn!

 

Die Meinungen unserer Schülerinnen und Schüler:

  • Beindruckender Vortrag eines Zeitgenossen. Die selbst erstellten Bilder hinterlassen einen wahnsinnigen Eindruck.
  • Interessant und anschaulich. Man wurde sehr zum Nachdenken angeregt.
  • Die DDR wurde von einer ganz anderen Seite gezeigt, diese findet man in keinem Schulbuch.
  • Man konnte Herrn Wittenburgs Vortrag gut folgen. Ich hätte ihm noch stundenlang zuhören mögen. 
  • Sehr lehrreich, greifbar und lebhaft!