Zwischen Historik und bewegenden Geschichten – Besuch auf dem jüdischen Friedhof

Ein Bericht von Lynn-Helen Nickels (10a) und Herrn Odenbreit

 

Im Rahmen einer Exkursion im Fach Deutsch besuchte Frau Haase am 26.02.2024 gemeinsam mit der 7a den jüdischen Friedhof in Westerrönfeld. Begleitet wurde der Besuch durch eine Führung von Werner Klein vom jüdischen Museum, eines der Landesmuseen SH. Frau Haase und die 7a konnten an diesem Tag einige besondere Erfahrungen machen.

Der jüdische Friedhof wurde bereits 1695 angelegt. Er liegt in Westerrönfeld, da damalige behördliche Auflagen eine Mindestdistanz von 1,4 km zwischen jüdischen Friedhöfen und der nächstgelegenen Stadt festlegten. Lange funktionierte der Friedhof als Zentralfriedhof für Jüdinnen und Juden in Schleswig-Holstein. Insgesamt wurden dort über 1000 Verstorbene beerdigt. Heute sind noch 200 Gräber erkennbar und 140 Grabsteine erhalten. Bestattungen werden dort nicht mehr durchgeführt. Mittlerweile ist der Friedhof denkmalgeschützt und zählt als Gründenkmal, also als ein Stück Land, welches, in diesem Fall, durch den historischen Wert als schützenswert erachtet wird. Diese Entscheidung basiert auf der geschichtlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Prägung durch den Friedhof. Nach einem Frühstück und dem Besuch beim örtlichen Pflegeheim ging es für die Klasse zum Friedhof. Dort fand dann eine einstündige Führung durch Herrn Klein statt. Zusammen wurde das Gelände erkundet, während Herr Klein die historischen Zusammenhänge zwischen der NS-Zeit und dem Friedhof erklärte und ein paar persönliche Schicksale verschiedener Verstorbener beschrieb. Zum Beispiel, wodurch sie umgekommen sind oder wie ihr Leben durch den Nationalsozialismus beeinflusst wurde. „Ich fand es faszinierend und erschreckend zugleich“, berichtete Merle Saß. Dem schlossen sich auch ihre Interviewpartner Jon Janzen und Kjell Kuhr an. Des Weiteren erzählten die drei, dass die vielen Eindrücke und vor allem die Geschichten der persönlichen Schicksale in der NS-Vergangenheit ihnen sehr gut gefallen haben, da sie so einiges lernen konnten. Auf die Frage, was Frau Haase an Besonderem mitnehmen konnte, schrieb sie Folgendes: „Mir war nicht bewusst, dass jüdische Namen vielfach hebräisch waren und dass sich jüdische Familien nach der Immigration in Deutschland einen deutschen Namen aussuchen konnten, daher kommen die schönen Namen wie: Goldblatt, Morgenroth oder Stern.“ Auch Frau Haase empfand die Geschichten von Herrn Klein als anschaulich, spannend und verstörend zugleich. Merle, Jon und Kjell haben ebenfalls einiges Neues erfahren können. So erzählten sie begeistert, dass jüdische Friedhöfe, im Gegensatz zu christlichen Friedhöfen zum Beispiel ewige Friedhöfe sind, da auf den Messias gewartet wird. Im Glauben wird beschrieben, dass verstorbene Jüdinnen und Juden auf den Messias warten und bei seiner Ankunft aufstehen und nach Jerusalem gehen. Deshalb gibt es auch keine Entfernung jüdischer Gräber nach zwanzig Jahren oder Urnenbestattungen. Auch die Meinung, einen solchen Besuch mit anderen Klassen, insbesondere jüngeren, durchzuführen, deckte sich bei Frau Haase und den drei Interviewten. Vielfach geht es zwar um die NS-Zeit, was traurig und abschreckend sein kann, allerdings wird mit einem solchen Besuch auch ein großer Beitrag für die Aufklärung der NS-Vergangenheit geleistet. Merle, Jon und Kjell erzählten, dass sie und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler gegen Ende des Besuches teilweise überwältigt waren. Nicht nur, weil bei der gesamten Exkursion viele Erfahrungen in kurzer Zeit gemacht wurden, sondern auch weil alle Schülerinnen und Schüler die persönlichen Schicksale der Menschen erstmal selber verarbeiten mussten. Dies deckte sich auch mit dem Stimmungsbild, welches durch die Schülerzeitung zwei Wochen später erfragt wurde. Diese emotionale Reaktion unterstreicht die Relevanz der Aufklärung hinsichtlich der deutschen Vergangenheit ein weiteres Mal. Auch Merle, Jon und Kjell haben in diesem Zuge nochmal hervorgehoben, wie wichtig und unentbehrlich sie den Besuch fanden, obwohl die Geschichten teilweise traurig waren. Die geschichtliche Aufklärung zum Thema ist zu Recht fester Bestandteil des deutschen Bildungssystems und auch das Kronwerk leistet mit einer solchen Exkursion einen Beitrag dazu. Nicht ohne Grund ist das Motto des Kronwerks „Miteinander leben und lernen“.